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Eigentlich sollte es ja einfach sein. Leinwand her, Pinsel in die Hand, Farbe zücken und ab dafür.

Tja.

Ganz so einfach ist es dann doch nicht. Zumindest für mich nicht. Dieses Gefühl malen zu wollen, das kommt weder “einfach so” noch lässt es sich auf Samstag 14 Uhr festnageln. Manchmal hilft es, wenn man einfach anfängt. Ohne dass daraus etwas werden muss. Dann kommt man in den Fluss und selbst wenn es dann nichts wird, so hat man sich zumindest schon wieder einmal an das Gefühl gewöhnt, den Pinsel in der Hand gehabt zu haben.

Bei mir war das anders. Ich habe letztes Jahr im April meinen Zugang verloren. Mein ganzes System hat gestreikt. Sich verweigert. Und dann stand ich da. Mit einem eigenen Atelier und einem gebrochenen Herzen. Es war still in mir. Kein Pieps, kein Verlangen. Nur still. Und traurig.

Über ein Jahr dauerte das. Und auch wenn mir so mancher Freund in guter Absicht sagte, ich müsse jetzt nach meiner Kreativität suchen und da irgendwie wieder drankommen: Ich wusste, dass es die Zeit braucht, die es braucht. Und das kommunizierte ich klar. Dass mir an der Stelle in meinem Leben weder schlaue Coachingtipps noch ein Herumgraben in meinen Gefühlen helfen würden. Ich ließ es still sein in mir. Und traurig. Und zog. Ich zog aus. Ich zog mich zurück. Ich zog weg. Gab alles auf, was mich zu halten schien.

Ich merkte, dass mein ganzes System erschöpft war und das zutiefst. Mein Herz blutete bei der Entscheidung, einen geliebten Menschen verlassen zu müssen und das aufzugeben, was ich als mein Zuhause auserkoren und mir so, so sehr gewünscht hatte.

Anfang Juni diesen Jahres kamen die ersten Worte wieder. Ich versuchte mich an ein paar Gedichten. Es funktionierte und machte mir gleichzeitig Mut. Weil es zu mir kam und ich weder danach suchen oder es mit irgendwelchen Techniken erzwingen musste oder wollte.

Privat gab es bei mir auch einige Umwälzungen, die mich wieder auf den Boden holten und mich mit mir selbst in Kontakt gebracht haben. Wenn ich das für mich verarbeitet habe, schreibe ich hier gerne darüber. Eines haben all diese Begebenheiten allerdings bewirkt: Ich sitze hier auf dem Fußboden, neben mir ein Bild, das gerade trocknet. Allein es anzuschauen macht mich gerade richtig glücklich.

Ich merke es: Ich komme langsam tatsächlich zurück. Stück für Stück zeigt sich das, was ich bin.