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Ok, ich gebe es zu. Ich schreibe diesen Artikel gerade aus einem Café und überlege, warum ich eigentlich hier sitze. Um zu schreiben, klar. Aber da gibt es auch noch anderes, das mich als bekennenden Kreativling so gerne in Cafés zieht. Und genau davon möchte ich Euch heute erzählen.
Ich arbeite direkt in Köln, fast Stadtmitte. Viel Trubel und eben mittendrin von allem. So gern ich meinen Job mag, manchmal brauche ich einfach Abstand von all den Zahlen, den schwatzenden Kollegen, von der Kaffeemaschine, die in der offenen Büroküche vor sich hinsurgelt und vom ständigen Herumgerenne im Großraumbüro. 
Also nehme ich den Fahrstuhl hinunter und gehe vor die Tür. Und wohin? Richtig. In ein Café, das ebenso trubelig ist wie das Büro. Wo ganz genauso eine Kaffeemaschine laut hörbar ihren Dienst tut, Menschen quer durcheinanderschwatzen und alle paar Minuten ein neuer Gast zur Tür reinkommt. Und doch ist es ganz anders. Warum?
Ich kann hier wunderbar abschalten, weil ich selbst in dieser Menge nur für mich allein sein kann. Weil mich hier niemand sprechen oder erreichen will. Weil ich hier keine Aufgaben habe außer mich selbst treiben und meine Gedanken ziehen zu lassen. Dieses Gefühl, mit anderen auf eine ganz lose, unverbindliche Weise verbunden zu sein, das genieße ich sehr. Das gleiche Gefühl habe ich auch im Zug, wenn ich allein unterwegs bin.
Ich bin dabei nicht einsam. Sondern ich bin allein und zufrieden mit mir und meiner Gesellschaft. Ich brauche niemanden, der mich unterhält oder aufmuntert. Ich muss keiner Etikette entsprechen, immer schön lächeln und fröhlich sein oder aufpassen, dass meine kleinen Eigenheiten niemanden stören. Ich kann sein wie ich es will und es ist in Ordnung. Vielleicht ist es genau das, was Künstler in der Menge so genießen. Jede Unterschiedlichkeit kann aus der Ferne angenommen werden und ist Teil des Ganzen. So ergibt all das eine ganz eigene Symphonie, die einzigartig ist.
Lasst beim nächsten Cafébesuch also gerne mal Euren Blick schweifen. Vielleicht entdeckt Ihr sie ja: Diese Menschen, die allein mitten in der Menge ganz genau am richtigen Platz sind.