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In dieser Welt Künstlerin zu sein, ist für mich keine Entscheidung, keine eigene, bewusste Wahl gewesen.
Für mich ist es keine Frage, “ob” ich Künstlerin bin oder nicht. Es ist für mich eine Frage des “wie”, des Ausdrucks. Denn Künstlerin oder Künstler IST man.
Es gehört meiner Meinung nach für einen Künstler viel mehr Energieaufwand dazu, sein Können und seinen Ausdruck zurückzuhalten und möglichst unauffällig zu sein. In einer Welt, die einem viel zu oft suggeriert, dass man besser “normal zu sein hat” und lieber kein Aufsehen erregt als sich selbst auszudrücken und dem Raum zu geben, was in einem nach genau diesem Ausdruck verlangt, was sich danach geradezu sehnt. Das mit dem Normalsein habe ich jahrelang versucht. Mich angepasst, schön gelächelt und meinen Schmerz runtergeschluckt, wenn auf mir herumgetrampelt wurde. Immer schön höflich sein, auch zu den Schwiegereltern, die mich für nicht standesgemäß befanden und schon beim ersten Aufeinandertreffen als “schlechten Einfluss” betitelten. Heute kann ich sagen, dass mich das ein wenig stolz lächeln lässt. Alles richtig gemacht!
Ich habe kein Hochschulstudium, keine fachliche Reputation, die auf Lehrstunden und Praxis bei Professoren fußt. Zur Malerei kam ich nach meiner Scheidung und einer gescheiterten Beziehung (die meine Welt übrigens weit mehr ins Wanken brachte als das Dutzend Jahre, die ich mit meinem jetzigen Exmann verbacht hatte, auch das stimmte mich nachdenklich und ich hatte viel aufzuarbeiten). Ich fand mit 31 Jahren in meiner kleinen Wohnung in Düsseldorf diesen Karton mit einer Leinwand, fünf Farben, etwas Spachtelmasse und zwei Pinseln. Etwas Blaues sollte es sein, schön ruhig. Und ich begann zu malen. Vergaß die Zeit und wurde schwerelos. Ich spürte einfach, dass mich das glücklich macht. Aus dem Bild wurde dann übrigens ein gelb-grünes…  sozusagen meine erste Erfahrung mit Kreativität, die sich ihre Farben dann schon selbst aussucht, wenn man sich auf das Abenteuer der expressiven Malerei einlässt… 😉
Warum also davon nicht einfach “mehr” tun?! Also los. Ich kaufte Material, verschlang Bücher und probierte und verwarf, befand für gut, entwickelte weiter, besuchte Workshops, erlernte Techniken, die in mich selbst übergingen wie etwas, das ich lange vergessen hatte.
Ich bin also nicht wie viele andere KünstlerInnen, wenn man ihren Biographien glauben mag, mit dem Pinsel auf die Welt gekommen. Aber ich male mit all meinem Herzen und der Leidenschaft, die ich als Mensch aufzubringen vermag. Das definiert mich, das macht mich aus.
Und das ist etwas, was für immer mir gehört.
Herbststurm